Wir schreiben das Jahr 69 nach Christus. Gerade hat Feldherr Otho noch blutige Schlachten geschlagen. Doch kaum ist er Kaiser des Römischen Weltreiches, schon brüskiert er seine Untertanen, denn statt in Rom zu regieren, hat er sich mit seiner Mätresse Cleonilla aufs Land zurückgezogen. Dabei setzt Cleonilla alles daran, in Rom als Kaiserin gekrönt zu werden. Dumm ist nur, dass die Finger nicht von hübschen Pagen lassen kann und besonders dumm, dass sie übersehen hat, dass ihr neuester Liebling eine verkleidete Frau ist. Das barocke Kammerspiel über Liebe und Politik ist voll abgründiger Tragik und gleichzeitig nicht ohne groteske Komik. Der gefeierte Komponist der Vier Jahreszeiten zeigte sich 35jährig mit dieser seiner ersten Oper schon auf der Höhe seines Könnens. Ganz in Vivaldis Sinne der Förderung sängerischen Nachwuchses inszenierte Wolfgang Ansel im Historischen Pferdestall von Schloss Britz das barocke Kleinod mit blutjungen Darstellern, die gemeinsam mit dem Kammerorchester Schloss Britz unter Leitung von Anna Shefelbine die Schönheiten der Partitur ausloteten. Historisierende Musizierweise auf Originalinstrumenten wurde nicht geboten, wohl aber machte die charmante Aneignung durch das großartige Ensemble des Festivals Schloss Britz diese Wiederentdeckung kostbar.